Folsäure

Bei der Folsäure handelt es sich um ein Vitamin aus dem B-Komplex. Bei dem sogenannten Folat handelt es sich um die Bezeichnung für die Gesamtheit aller Folsäureverbindungen, die eine biologische Verwertbarkeit aufweisen. Folsäure kann aus der Nahrung gewonnen werden, oder aber synthetisch hergestellt sein. Der Wirkstoffkomplex ist derselbe und so wird schwangeren Frauen und Frauen mit einem Kinderwunsch die Aufnahme von zusätzlicher Folsäure empfohlen.

Nebst Tabletten zur Nahrungsergänzung findet sich die Folsäure zudem in großen Mengen in Hülsenfrüchten, dunkelgrünem Blattgemüse, Weizenkleie, Tomaten, Rindfleisch und vielem mehr. Folsäure kann vom Körper nicht selbst bebildet werden und muss daher mit der Nahrung zugeführt werden.

Folsäure im menschlichen Körper

Folsäure ist maßgeblich am Aufbau der DNS – und damit auch an allen zellteilenden und DNS duplizierenden Prozesse – beteiligt. Sie ist also mitverantwortlich für das reibungslose Ablaufen des Wachstums und der Erneuerung des Körpers.

Während der physiologische Bedarf bei einem nicht schwangeren Menschen bei ungefähr 300 µg täglich liegt, sind im Falle eines Kinderwunsches oder einer Schwangerschaft mindestens 550 µg empfohlen. Eine Überdosis ist kaum möglich und hat auch keinen nennenswerten Effekt, denn überschüssige Folsäure wird vom Körper ausgeschieden. Der Mehrbedarf ist durch die Schwangerschaft und den Nährstoffbedarf des heranwachsenden Kindes bedingt. Die Mehraufnahme vor einer Schwangerschaft kann ein gewisses Depot an Folsäure im Körper anlegen.

Folsäure in der Schwangerschaft – Risiken der Unterversorgung

Der Zusammenhang zwischen einer Missbildung in Form einer Spina bifida und einem Folsäuremangel während der Schwangerschaft ist ausreichend untersucht. Diese Missbildung besteht in einem sogenannten „offenen Rücken“ und zeigt sich darin, dass eine Fehlbildung an der Wirbelsäule und dem Rückenmark ausgeprägt wird. Schädigungen der Motorik, der Kontinenzkontrolle, Lähmungen und andere Auswirkungen werden dadurch verursacht. Diese Form der Missbildung stellt das Kind und seine Umgebung lebenslang vor Herausforderungen, da – je nach Ausprägung des Defektes – unterschiedliche medizinische Maßnahmen lebenslang notwendig sein werden.

Eine weitere Fehlbildung, die häufig auf einen Folsäuremangel zurückzuführen ist, ist die Anenzephalie. Dies bedeutet, das das Neugeborene mit einem unvollständigen Gehirn geboren wird. Die Lebenserwartung beträgt Stunden oder wenige Tage, da der Schluckreflex nicht funktioniert und eine Dehydration deshalb zu erwarten ist. Zudem ist auch bei intensivmedizinischer Versorgung nicht zu erwarten, dass diese Kinder sich in irgendeiner Form entwickeln.

Beide Defekte lassen sich den sogenannten Neuralrohrdefekten zuordnen. Das Neuralrohr ist der erste Teil des Nervensystems, der beim Heranwachsen gebildet wird. Es ist erst offen und schließt sich dann. Die Grundlage des Rückenmarks – und damit des zentralen Nervensystems – wird gelegt. Dies meint maßgeblich das Rückenmark und das Gehirn. Neuralrohrdefekte sind meist dadurch verursacht, dass das Schließen des Neuralrohres nicht richtig vonstatten geht. Die angesprochenen Fehlbildungen sind die Folge.

Folsäure kann das Risiko für diese Defekte enorm reduzieren, da sie in der frühen Phase der Schwangerschaft (vor allem im ersten Drittel) die hochaktiven Zellteilungsprozesse im Embryo unterstützt. Es wird empfohlen, dass Frauen mit Kinderwunsch schon ein Jahr vor der Schwangerschaft damit beginnen, täglich Folsäure zu sich zu nehmen. Es kann aber auch genügen, Wochen oder Monate vor Beginn der Schwangerschaft mit der Einnahme zu beginnen. Die sonstige körperliche Verfassung und eine ärztliche Beratung sind hier aufschlussreich.

Folsäure wirkt sich aber nicht nur auf die Zellteilung und Zellaktivitäten aus, sondern ist auch an der Blutgesundheit maßgeblich beteiligt, indem es die Menge an roten und weißen Blutkörperchen positiv reguliert. Es spielt auch bei der Hormonbildung – und damit für die Emotionen und einen gesunden Biorhythmus – eine Rolle.

Im Interesse an der Geburt eines gesunden Kindes ist es es daher angeraten, Folsäure vor und während der Schwangerschaft aufzunehmen. Es hat sich gezeigt, dass sich, seit der standartisierten Gabe von Folsäure an Schwangere, die Häufigkeit der Neuralrohrdefekte reduziert hat.